Écrits sur Jack Vanarsky
1989 JEAN DÉMELIER
Und was sieht man?… Und was erkennt man?… Und worum handelt es sich? Massen Vorüberziehender. Massen von der Zeit Zerstükkelter. Laßt uns durch die Gitter schauen. Durch die Gitter und Tore, die immer flüchtiger werden.
Oh! wir sehen, was wir nicht sehen, und wir sehen nicht, was wir sehen.
Hm! die Ordnung umzustürzen, das ist unsere Aufgabe.
Ha! verwirren, um zu klären, darin liegt unser Verdienst.
Ja! den Betrachter verunsichern, ihn, der immer so gut Bescheid weiß, darüber.
Hei! diesen ins Wanken zu bringen, so gut es eben geht, komme, was wolle – er ist nur soviel wert, wie es die Ansichten wert sind, die er über uns hat –.
Es ist weder das, was man sieht, noch das, was man fühlt: es ist eine sehr alte, zur Materie geronnene Vision, von der wir die Nostalgie übernehmen, die uns zwingt, das Abwesende zu bedauern, mit Recht.
Oh das ist ungewöhnlich! Oh, das ist mechanisch!
Oh, das ist elektrisch!
Nein.
Hei! die heutige Kunst ist, wenn die heutige Kunst sich vergißt.
Kurz, wenn etwas Steifes sich für etwas Schlaffes ausgibt, so ist es ganz klar, daß etwas Schlaffes sich für etwas Hartes ausgibt.
Was ist los?
Wie kann es sein, daß wir nicht alles kennengelernt haben, schon gleich von unserer Geburt an? Wir sind doch wohl geboren, nicht wahr?
Sind wir auch erwacht?
Aber so ist es, wie die Form schmilzt, und so bildet das Geschmolzene einen Schild, aber gegen was? – ein wenig Bescheidenheit, ein wenig Haltung, ein wenig Würde, bitteschön…
Schließlich ist diese Absurdität im Grunde sehr logisch.
Von Regeln zu Seilen, von Seilen zu Tauen, von Tauen zu Knoten, von Knoten zu Pfeilen, von Pfeilen zu dem starren Mondrian, vom starren Mondrian zu geilen Büchern, die aus Glückseligkeit, unter den zärtlichen Blicken, voll von der Mattigkeit der ZEIT, ohnmächtig werden. Diese Absurdität ist sehr logisch und drückt sich aus in der Sanftheit, in der Sanftheit und in der Beobachtung, zugespitzt in dem » Laßt es uns sagen », dem Phänomen, in dem alles ekstatisch kulminiert. Tatsächlich, Jack, können wir nur absurde Realitäten vermitteln, das ist alles.
Sie schlafen hier, in deinen zarten Weinblättern, hinter ihnen. zitternd, voll, voll von Elektrizität in der Tiefe des Motors mit dem entwürdigenden Wettbewerb der E.D.F. [1], diesem verdammten Monster für das einzige Frankreich Europas.
Auf lange Sicht gesehen, wer sind wir?… Spuren, nicht mehr, nicht weniger, im günstigsten Falle. Es bleiben einzig die Spuren des Phantoms von einem, der vielleicht niemals Wirklichkeit war. Wirklichkeit, wenn schon nicht durch die traditionelle Geschichtsschreibung, so dochdurch eine Geschichte, die nur gestaltet wird durch ihn, über ihn, die man erzählt, die man sich erzählt. Da sind Leute, die uns von diesen Dingen schon erzählt haben, siehst du, vor langer Zeit schon.
Und warum haben wir sie ihnen nicht geglaubt? Haben wir das überhaupt gekonnt?
Sieh, was es ist:
Auf einem Grund, einem zufällig gefundenem Grund, gefunden durch den Zufall des Blicks, rührt sich eine Kreatur, ein Mißstand, einzig bewegt durch den Willen seines
Schöpfers. Sein Schöpfer? Schöpfer! Sucht den Schöpfer da, wo er ist, an seiner wirklichen Quelle; das heißt… hier.
Es gibt Dinge, die man fühlt, sehen Sie!: der Hauch, nur um ihn, als ein Beispiel anzuführen, das uns seit langem schon immer als erstes ein-fällt, er ist wahr, wenn nicht, wie ihn ausdrücken? Aber woraus ist der Hauch geschaffen? Aus der Übung, die eifrig ist, aus der Atmung, die gewöhnlich ist. Die Atmung?…
Persönliche Angelegenheit, sagen wir uns, jeder für sich, und auf daB jeder was davon habe…
Es gibt Schlimmeres
Ein Antlitz glücklicher Esoterik.
(Was verkittet was?
Mit wem
masturbiert das,
das selbst masturbiert,
was?)
Es ist nur die Woge. Es sind nur Wellen. Es sind nur unaufhörliche Vibrationen, die, ohne aufzuhören, aufhören, nicht aufhören zu können, die nicht haben aufhören können, seit Anbeginn unseres Zusagenden, unserer Geschichte.
Wogende Wogen, es gibt nur Wogen, unaufhörlich, alle in allen vereinigt, die sich – leider! – niemals wiederholen, außer HIER.
Anderes Thema: Der Geist atmet zwischen den Lamellen; wir können nichts dafür, sogar.
(Jede Lamelle, die die andere streichelt, durch Vollendung ihrer Form bewirkt, wovon du mir soviel erzählen wirst, jede reinigt aufs beste unsere Sinne:
Wir haben es schwer vor
Glückseligkeit,
Wir sabbern vor
Glückseligkeit,
Wir lieben uns;
nicht mehr.)
(Man weiß es schon seit langem)
Nun: es ist nicht leicht, für ein menschliches Wesen, eine Bewegung zu beschreiben. Warum nicht das Unmögliche wagen? Haben wir überhaupt eine Wahl, diesbezüglich? Wenn es unmöglich ist zu beschreiben, warum nicht zeigen, ganz einfach? – das ist schon getan.
Nein. Warum nicht die Nuance zeigen, viel eher als den Gegenstand, das Streicheln, viel eher als die Hand? Warum nicht? Das ist schon getan – Nein. Es ist schlimmer:
Jede Bewegung macht denjenigen, der sie betrachtet, unbeweglich: erzersägt sie an Ort und Stelle:
(Man muß, man müßte sehr wohl darüber reden.)
Wir haben sehr lange über Punkte, Linien, Winkel, Flächen, Ausdehnungen gesprochen. ABER Warum bleiben sie uns nicht als einzige Erinnerung an die Bewegung, über die wir uns und mit der wir uns schon unterhalten haben? Wessen Bewegung, oder von was? Die Bewegung von allem Vorstellbaren, selbst des Rudimentärsten, selbst der größten Marginalien, selbst des Unerträglichsten. in aller Aufrichtigkeit.
Überhaupt nicht: Es ist das Nichts, das zu Sprechen beginnt.
Das ist alles. Es ist schon gesagt.
Andere Formulierung:
Der Fluß fließt,
das Ufer bleibt,
das ist verblüffend. Nein.
Mit Liebe:
Es ist das Fließen im Verharren, in Person. Metaphysik, teleologisch und lebendig. Realismus, phantastisch. Phantastisch!
Jemals beobachtend gesehen, scheibchenweise und dies für lange Zeit. Nie so rein gesehen, außer lebendig. Es ist eine perfekte Verkettung. Eine mathematische Verkettung. Eine von Mathematik und Architektur. Einer phantastischen Architektur der Sinne. Aus heutiger Zeit, oder was. Ein Poet, oder was.
Diese Leute haben immer den Weitblick. Schaut niemals dorthin, wo ihresgleichen schon hingeschaut haben. Es ist niemals zu spät, daran zu denken. NEIN.
[1] E.D.F. monopole d’Etat de l’électricité de France, gemeint ist die staatliche Elektrizitätsgesellschaft von Frankreich.
© Jean Démelier 1989. » Sinnskizzen für Jack oder Botschaften fûr morgen oder di Zeit der Axt is gekommen oder Sie is die Zeit det Axt der Zeit « . Catalogue de l’Exposition au Darmstadt Kunsthalle.
- Jean-Louis Pradel, 1974
- Pierre Restany, 1977
- Jean-Louis Pradel, 1980
- Jean-luc Chalumeau, 1980
- Gilbert Lascault, 1984
- Saúl Yurkievich, 1987
- Jean Démelier, 1989
- Gilbert Lascault, 1990
- Françoise Seince, 1992
- Pierre Restany, 1995
- Malena Elena Babino, 1995
- Gérard-Georges Lemaire, 2000
- Gérard-Georges Lemaire, 2004
- Christine Frérot, 2004
- Jean-Clarence Lambert, 2004
- Thierry Laurent, 2004
- Chantal Golovine, 2004
- Alicia Dujovne Ortiz, 2007
- Gérard-Georges Lemaire, 2008
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- Françoise Py, 2009
- voir aussi
- Écrits de Jack Vanarsky